«Die Zukunft gehört den Jungen»

«Wegschauen geht nicht; ich muss die Dinge anpacken», sagt Governor Wolfgang Brunner. Denn es schmerze ihn zutiefst, wenn Kinder auf der ganzen Welt unter der Unfähigkeit von uns Erwachsenen leiden, in Frieden miteinander zu leben. 

Kiwanis Magazin: Wolfgang, wie war das nochmal mit der Bratwurst und dem Senf? Wolfgang Brunner: Anleitung für Rechtshänder (für Linkshänder gilt dasselbe, einfach spiegelverkehrt): Die Bratwurst kommt in die linke Hand, und zwar zwischen den Daumen und den Zeigefinger. Die restlichen drei Finger halten das Bürli. In der rechten Hand ist das Schützengarten Bier, womit schlicht kein Platz für Senf bleibt.

Ich schliesse daraus, dass sowohl Kultur als auch Kulinarik nicht ganz unbedeutend in deinem Leben sind. Das habe ich auf meinen Reisen gelernt: do in Rome as Romans do. Wenn du die Küche eines Landes verstehst, dann kommst du auch mit den Leuten zurecht. Wenn wir das auf die St. Galler Bratwurst anwenden: der Geschmack ist so fein, dass er sogar vom mildesten Senf komplett zugedeckt würde. Deshalb!

Als Governor bist du höchster KF des Districts: Stolz oder Bürde? Weder noch. Ich fühle mich noch gut im Saft und freue mich, wenn ich für unsere Organisation arbeiten darf und sie so hoffentlich vorwärtsbringe. Und wer weiss, vielleicht schaue ich irgendwann einmal zurück und empfinde so etwas wie Stolz.

Wohin willst du das Kiwanisschiff in diesem Jahr navigieren? In die Zukunft! Wir müssen uns fit machen, damit es uns auch in 20, 30 Jahren noch gibt. Es ist wichtig, dass wir mit unserem bescheidenen Beitrag zu einer etwas besseren Welt beitragen.

Worin siehst du die grösste Herausforderung? Unsere Organisation ist schwerfällig geworden, wir müssen wieder fitter werden, um den Anforderungen der jüngeren Generationen gerecht zu werden. Das Entschlacken und Abschneiden von alten Zöpfen rumpelt und löst möglicherweise Unruhe aus. Wir müssen diese Herausforderungen trotzdem angehen; die Zukunft gehört den Jungen!

Und wie willst du das anpacken? Wir müssen bei uns selbst anfangen. Mit dem Anheften von Auszeichnungen durch alte Männer für alte Männer gewinnen wir keinen Blumentopf. Unser Motto spricht junge Leute an, nur müssen wir dieses auch leben. Wir müssen über die Arten der Mitgliedschaft nachdenken. Ein junges Ehepaar teilt sich heute Berufs- und Familienleben. Weshalb nicht auch die Mitgliedschaft bei einem KC? Wir sollten unser punkto Youth Camp mit anderen Districts zusammentun und grössere Camps anbieten. Und: Kiwanis ist ein weltumspannendes Netzwerk. Das sollten wir unseren Kindern und Enkeln zugänglich machen, etwa mit Austauschprogrammen.

Welche Ziele hast du dir auf die Fahnen geschrieben? Ich habe das Riesenglück, dass ich in der Schweiz geboren und hier aufwachsen und leben darf. Von diesem Glück versuche ich ein bisschen an weniger privilegierte Kinder weiterzugeben. Zusammen mit meinem Team und der Unterstützung der Clubs will ich die 7000er-Mitgliedergrenze nachhaltig überschreiten. Ich wünsche mir, dass jeder Club einmal im Jahr einen Anlass mit Kindern veranstaltet.

Im September lädst du zur Convention in die Ostschweiz; schliesst sich damit der Bratwurstkreis dieses Gesprächs? St. Gallen, Bodensee, Appenzellerland – das muss man gesehen haben. Damit das möglich ist, will ich die statutarischen Geschäfte im Schnellzugstempo durchziehen. In der zweiten Hälfte der DV wollen wir gemeinsam über die Zukunft von Kiwanis nachdenken. Nach der Amtsübergabe lade ich zur Tischmesse ein, da wollen wir mit den besten Social Activities unserer Clubs bluffen. Der Tag wird voller Überraschungen stecken, und am Abend feiern wir gemeinsam ein gemütliches Abendessen. Was, denkt ihr, werden wir euch wohl zum Lunch servieren?

Zur Person
Wolfgang Brunner, 67, KC St. Gallen Notker. Seit 42 Jahren glücklich verheiratet mit Yvonne, Vater zweier Söhne und Opa vierer Enkelinnen, die ihn über alles lieben. Wolfgang wandert und liest, fotografiert, kocht, schaut Fussball – und lacht gern. Er arbeitete für eine St. Galler Stickerei-Firma und amtete als Abacus-Vertriebspartner. «Seit meiner Pensionierung bin ich praktisch ausschliesslich für Kiwanis tätig; und ich liebe es!»

Interview: KF Lucas Huber